Streuobstwiese

Unter Streuobstwiesen versteht man Obstbaumpflanzungen, die auf Grasland extensiv bewirtschaftet werden. Es sind Biotope mit einer hohen Artenvielfalt und deshalb ökologisch außerordentlich bedeutend.

Seit 1999 betreut die BUO auf dem städtischen Grundstück Kinzigmatt insgesamt über 100 Obstbäume als Streuobstwiese.

Unser Streuobstprojekt

Am 30. Oktober 1999 pflanzte die BUO 54 Obstbäume auf der Kinzigmatt südlich von Offenburg im Dreieck zwischen Bleiche, Großer Deich und Kinzig-Knie.

15 Erwachsene und Jugendliche hoben unter fachkundiger Anleitung von Heinz Fink Pflanzlöcher aus, schlugen Pfähle ein, nahmen den Pflanzschnitt vor, banden die Stämmchen an und wässerten die jungen Bäume.

Finanziert wurde die Aktion durch eine zweckgebundene Geldspende der Firma Fielmann in Offenburg für Baumpflanzungen.

Die Stadt Offenburg stellt das Grundstück zur Verfügung. Entlang der Straße nördlich der Bleiche bis zum Christlichen Jugenddorf (CJD) hat die BUO einen älteren, vernachlässigten Baumbestand in ihre Pflege übernommen und Lücken in der Baumreihe durch Nachpflanzungen geschlossen.

Seitdem pflegt die BUO den gesamten Baumbestand von über 100 Bäumen, führt den Baumschnitt durch und mäht unter den Bäumen.

Obstbaumsorten

Bei der Auswahl der 54 neu gepflanzten Bäume wurden Sorten bevorzugt, die im konventionellen Obstbau meist keine Rolle spielen. Dies trägt zum Erhalt der genetischen Vielfalt bei. Der Ertrag der einzelnen Sorten ist durchaus respektabel, jedoch entsprechen die Früchte meist nicht den Anforderungen des Marktes.

Sülibirne, Kaiser Wilhelm, Birne (Wildsorte), Speierling, Mispel, Geishirtle, Josef Fischer, Jakob Lebel, Kohlenbacher und Wildapfel sind nur eine kleine Auswahl der gepflanzten Obstsorten.

Entlang der Straße nördlich der Bleiche stehen neben einigen Apfel- und Birnbäumen auch Zwetschgen-, Pflaumen-, Kirsch- und Walnussbäume. Es handelt sich überwiegend um konventionelle Sorten.

Gut zu wissen

Unter Streuobstwiesen versteht man extensiv bewirtschaftete Obstbaumpflanzungen auf Grünland. Sie sind Biotope mit hoher Artenvielfalt und daher von besonderer ökologischer Bedeutung.

Hochstamm-Obstbäume werden in Reihen oder Gruppen gepflanzt und mit geringem Pflegeaufwand und weitgehendem Verzicht auf chemische Mittel bewirtschaftet. Die Bäume stehen meist auf Wiesen, die nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden.

Wissenschaftliche Untersuchungen belegen den hohen ökologischen Wert. Die Bäume dienen Vögeln als Ansitzwarte, Singwarte, bieten Deckung, Brutplätze in Baumhöhlen oder im Kronenbereich und Schutz vor Witterungseinflüssen. Je älter die Bäume sind, desto größer ist die Nutzungseignung für Tiere.

Große Baumkronen, grobe Rinde, Astlöcher, morsche und abgestorbene Baumteile bieten Lebensraum auch für gefährdete Arten. Rotkopfwürger, Wiedehopf, Raubwürger, Neuntöter, Wendehals, Steinkauz und Grünspecht sind typische Vogelarten der Streuobstwiesen.

Abendsegler, Bechstein- und Fransenfledermaus, Garten- und Siebenschläfer sind typische Säugetiere der extensiv genutzten Streuobstwiesen. Viele seltene Käferarten und einige Schmetterlinge bleiben unbemerkt. Der Verzicht auf Spritzmittel fördert die Artenvielfalt.

Viel Lebensraum

Streuobstwiesen bieten im Vergleich zum Intensivobstbau mehr Tieren einen Lebensraum, sowohl was die Anzahl als auch was die Arten betrifft: 85 % mehr Spinnenarten, 50 % mehr Laufkäferarten und 16 mal mehr Bienen (aus Josef Blab, Biotopschutz für Tiere).

Die Pflege bestehender und die Neuanlage von Streuobstwiesen trägt zur Erhaltung vieler Tierarten bei. Bei Neupflanzungen sollten auch alte Obstbaumsorten ausgewählt und so vor dem Aussterben bewahrt werden.

Nistkasten am Obstbaum

Im Dezember 2011 haben wir begonnen, Nistkästen an den größeren Bäumen aufzuhängen, um den Höhlenbrütern unter den Vögeln Brutmöglichkeiten zu bieten.

Steckbrief Mispel

Herkunft: Die Mispel stammt aus Vorderasien und wurde durch die Römer nach Deutschland gebracht

Erscheinungsbild:
4 bis 6 m hoch, weit ausladend, knorrige Äste, Strauchartiger Wuchs

Blüte: Weiße Blüten mit einem Durchmesser von 2 – 3 cm; erscheinen von Mai – Juni.

Reife: Ernte im November. Früchte sind dann noch hart. Erst nach Frosteinwirkung oder mehrwöchiger Lagerung wird das Fruchtfleisch weich und essbar.

Frucht: Die Früchte sind klein und rund und verfärben sich mit zunehmender Reife von grüngelb hin zu rostbraun. Charakteristisch ist, dass sie am unteren Ende eine Öffnung haben, von der die fünf vertrockneten Kelchzipfel kronenartig abstehen. Enthalten 2 – 5 harte Kerne

Geschmack:
säuerlich-aromatisch

Verwendung: Früchte gut geeignet für Marmelade, Gelee, Saft, Kuchen, Likör und als Heilmittel. Weniger für den Verzehr.

Bedeutung für den Naturschutz: Der dichte Strauch eignet sich vorzüglich als Brutgehölz und Versteck. Die pollenreichen Blüten sind wertvoll für Pillenwespen, Pelzbiene, Honigbiene und andere Insektenarten.

Steckbrief Sülibirne

Erscheinungsbild: Verbreitung im südlichen Schwarzwald, am Bodensee und Hochrhein. Aufgrund ihres großen Wuchses wird die Sülibirne mit zunehmendem Alter (bis 230 Jahre konnten nachgewiesen werden) zu landschafts- prägenden Bäumen. Keine besonderen Ansprüche an Lage und Boden, auch für raue Höhenlagen

Blüte: früh einsetzende Blüte.

Reife: etwa ab Mitte Oktober für ca. 3 Wochen. Baum bringt hohe und regelmäßige Erträge. Ertrag setzt erst spät ein.

Frucht:
Die Frucht ist klein, kugel- bis kegelförmig und rostfleckig. Mit zunehmender Reife wechselt die Farbe der relativ dicken Schale von grüngelb in dunkelgelb

Geschmack: Saftig, zucker- und säurereich, herb.

Verwendung: Zur Herstellung von Obstbrand und Most. Wegen ihrer guten Qualität wird die Sülibirne auch Königin der Mostbirnen genannt.

Bezeichnungen: Der Name Sülibirne ist schweizerischen Ursprungs. Süli bedeutet Säulein oder Schweinchen. Vermutlich standen die Bäume oft auf Schweineweiden. Weitere Namen sind: Thurgauer Mostbirne, Saubirne, Rockenbirne